Jüngeres Futhark

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Beginnend im 7. Jahrhundert n. Chr. fand eine starke Wandlung der bis dahin als Urnordisch bekannten Sprache (hin zur altnordischen Sprache) statt. Dies führte dazu, dass sich auch die nordische Runenreihe den phonetischen Änderungen anpasste. Die Verkürzung auf 16 Runen, die etwa im 8. Jahrhundert n. Chr. schließlich abgeschlossen war, hatte zur Folge, dass viele Zeichen mehrere Laute ausdrücken mussten. Durch weitere Anpassungen der Sprache wurde das jüngere Futhark im 10. Jahrhundert n. Chr. um Punkte erweitert und bis in das 11. Jahrhundert n. Chr. hinein verwendet.
Die Annahme, dass die voranschreitende Christianisierung den Runen durch die Verkürzung ihre Kraft nehmen wollte, ist beliebt, aber haltlos. Die Christianisierung Skandinaviens und Islands, also dem Bereich, in dem das jüngere Futhark Verwendung fand, erfolgte im 10. und 11. Jahrhundert, also zu einer Zeit, in der die einstmals verkürzte Runenreihe schon wieder eine Erweiterung durch Punktierung erfuhr.

Jüngeres Futhark gebrannt auf Fichtenholz schräge Ansicht

Die Namen der Runen des jüngeren Futharks sind aus dem altisländischen und dem altnorwegischen Runengedicht bekannt:

Runenname Aussehen 1 Bedeutung AIS Bedeutung AN
Reichtum Reichtum
Úr Schlacke Niesel
ᚦurs Riese Riese
Óss Mündung Ase/ Odin
Ræið/ Reið Ritt Reiten
Kaun Geschwür Wunde
Hagall Hagel Hagel
Nauð/ Nauðr Not Not
Ís/ Íss Eis Eis
Ár Ernte Ernte
Sól Sonne Sonne
Týr (der Gott) Tyr (der Gott) Tyr
Bjarkan Birke Birke
Maðr Mensch Menschlichkeit
Lögr Wasserfall Meer
Ýr Eibe Eibe

1 Das Aussehen einzelner Runen ist keine festgeschriebene Form und kann je nach Region und Schreiber variieren.